Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass immer noch Bücher zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken gehören. Klar, sie machen sich gut, aber sie bleiben wahrscheinlich zu einem Großteil ungelesen in den Regalen stehen. Ganz anders bei Schachbüchern! Das kann bei Schachbüchern nicht passieren, dass sie nicht gelesen werden. Die sind richtig super und man verschlingt sie und man profitiert direkt von ihnen, indem man in Zukunft nur noch gewinnt, weil man alle 500 Kombinationen auswendig gelernt hat, und überhaupt braucht man sie. Ganz dringend. Und sie dienen nicht nur als Deko oder Wärmedämmung!
Ich habe die Basisbibliothek zusammengestellt. Zur freundlichen Verwendung, und wenn jemand Tipps hat, wie sie zu ergänzen ist, freue ich mich über Hinweise in den Kommentaren. Achtung! Es geht wirklich nur um absolute Klassiker, um das schachliterarische Existenzminimum.
(Beitragsbild © birgitH / PIXELIO)
So macht man das im heutigen Zeitalter… man schreibt nicht mehr an den Weihnachtsmann sondern stellt seinen Wunschzettel ins Netz, Hut ab 😉
Was ist mit Robert Fischer, My 60 memorable games (Meine 60 denkwürdigen Partien)?
Du hast Recht, es ist das prinzipielle Problem mit den Literaturlisten. Ich hatte drüber nachgedacht, eine Liste mit guten Partiensammlungen zu ergänzen. Vielleicht tu ich das noch. (Fischer, Aljechin, Keres, Kortschnoi, Karpow, Bronstein, Gelfand, Marshall, Tarrsch, Lasker …)
Es gibt wohl wirklich zwei Partiensammlungen, die wirklich in jedes Regal gehören und neben dem Bronstein-Turnierbuch Zürich 1953 regelmäßig unter den besten Schachbüchern aller Zeiten genannte werden: „Meine 60 denkwürdigen Partien“ von Bobby Fischer ist wirklich unverzichtbar, und auf dieselbe Stufe gehört „The Life & Games of Mikhail Tal“ (anscheinend leider nie auf Deutsch erschienen): Tal kann die wildesten Opferpartien (probiert das nicht zu Hause, Kinder…) enorm verständlich erklären, echt lustig sind dazwischen die Passagen, in denen er sich selbst interviewt (!)
Wenn man darüber hinaus eine Liste mit Partiensammlungen machen möchte, dann kommt man in ein weites Feld ungezählter Perlen… Die besten Autobiographien gibt es m. E. noch von Aljechin (außerdem ist „Das Schacherbe Aljechins“ von Kotow extrem lehrreich, wenn man es noch irgendwo findet), Botwinnik, Keres, Geller, Kortschnoi, Larsen und Shirov, außerdem natürlich Kasparow – neben seinen ausufernden Serien aus der Zeit nach seinem Rücktritt gibt es da für Einsteiger noch „Von der Zeit geprüft“ aus seinen jungen Jahren.
Bücher von Nunn sind immer gut, aber offenbar für verschiedene Zielgruppen geschrieben: Neben enzyklopädischen Eröffnungs- und Endspielwerken gibt es Partiensammlungen, die teilweise analytisch extrem tief gehen; seit er seinen eigenen Verlag betreibt (Gambit), ist er dann „einfacher“ geworden, andere würden sagen pädagogischer und damit auch für Spieler unter 2000 DWZ verständlich.
Als bunte Mischung (bei der man nebenbei auch eine Menge über die jeweiligen Eröffnungssysteme lernt) gibt es von Stohl noch „Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis“ mit Partien aller Großen ab den Neunzigern.
Und das sind nur die absoluten Essentials… Schön jedenfalls, wenn jemand neben Datenbanken noch in echten Büchern liest!