Am vergangenen Sonntag fand die dritte Runde der Oberliga statt, wir verloren 3:5 gegen Kreuzberg. Die Partien waren zum Teil außerordentlich spannend, es wurde viel Material geopfert – doch der Reihe nach.
Es begann mit zwei frühen Remisen zwischen IM Dr. Manfred Glienke und mir sowie FM Daniel Holzapfel und Koko.
Bei Dominik wurde es nach einem kleinen taktischen Handgemenge schnell recht scharf, er saß heute auf der ungewohnteren weißen Seite eines Aljechins. Terry hatte einen Isolani, aber sonst war alles okay. Marko fand nicht so recht aus der Eröffnung heraus und seine Stellung hing etwas in der Luft. Jan Paul stand ordentlich mit schwarz, Felix stand wahrscheinlich aus der Eröffnung heraus leicht besser, hier war jeweils noch nicht viel passiert. Und Nils – der hatte an jenem Sonntag was vor. Und gab für noch mehr Ungleichgewichte gern einen Bauern. Königsangriff war angesagt – ohne Rücksicht auf Verluste.
Felix bekam Remis angeboten in einer Stellung, die wahrscheinlich einfach als ausgeglichen anzusehen ist, trotz des materiellen Ungleichgewichts von Springer + 2 Bauern gegen Turm, im späten Mittelspiel. Er dachte eine ganze Weile lang – ich glaube etwa 45min – darüber nach, und nahm schließlich an. 1,5:1,5. Währenddessen stand Marko immernoch irgendwie anrüchig, und Dominiks Stellung ging langsam aber sicher den Bach runter. Bei Nils deutete sich eine Zeitnotschlacht an, und Jan Paul stand wahrscheinlich minimal schlechter, aber keinesfalls besorgniserregend. Terry hingegen stand mittlerweile nicht mehr wirklich schlechter, aber bei nicht mehr so viel verbleibendem Material war es für ihn auch nicht leicht, seine Aktivität in etwas bleibendes umzuwandeln. Bei Nils geschah jetzt die ganze Action, lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
In der gemeinsamen Analyse mit meinem Gegner Aron und den Schachfreunden Muse, Glantz, Glienke und Große-Honebrink stellte sich heraus, dass die Verwicklungen in der Zeitnotphase nicht von schlechten Eltern waren. Nachdem ich aus der Eröffnung mit Weiß nicht viel rausgeholt hatte – und mich dabei trotzdem ganz wohl fühlte, entschied ich etwas aus der Not heraus, den d5-Bauern zu geben. Ich hatte nicht besonders viel Kompensation dafür, aber zumindest wusste ich wie ich mich weiterentwickeln wollte (Springer raus, Turm auf die offene Linie, Druck gegen d6 machen). Aber je geringer meine Zeit wurde, desto besser lief es, und nach ein paar ungenauen Zügen von Schwarz (Lb7, Kh8, dxc3) war es dann so weit und mit meinen letzten Minuten auf der Uhr fand ich den Gewinnweg.
Es folgte 33. Sxg6+ fxg6 34. Le5 c2 35. Lxf6 Lxf6 36. fxg6 Sg5
Ganz vorbei war es trotz Damengewinns aber noch nicht. Am einfachsten gewann jetzt 37. Dxb6, aber auch mein Zug 37.h4 sollte reichen – auch wenn …Td1 bedrohlich aussieht. Immerhin will sich Schwarz einfach eine neue Dame holen, lästig sind auch die sich anbahnenden Hinlenkungsschachs des Turms auf der Grundreihe um mit Schach einzusetzen. Ich ging aufs Ganze, und es klappte, eben weil am Ende die Dame auf b7 das Feld auf h1 decken kann. Eine kuriose Ungenauigkeit entdeckte ich zu Hause am Rechner aber doch noch…
Es kam also 38.Db8+ Kg7 39.Dc7+ Kg8 40. Db8+?
Meine Zugwiederholung für den 40. Zug hätte in die Hose gehen können, denn der blöde graue Kasten zeigte mir hinterher, dass 40. …Ld8! das Remis gehalten hätte!
Jetzt war aber nach nach 40. … Kg7+? 41. Db7+! Kh8 (Kg8 hilft auch nicht mehr) 42. hxg5! Txe1 43. Kh2 Le7 44. gxh6 wieder alles im Lot. Schwarz kann das Matt nicht mehr verhindern. Auch 43. Te7 oder Tg1+ hätten nichts am Ausgang geändert, wie ihr sicher schon entdeckt habt.
Alles in allem also eine schöne Partie für mich.
An dieser Stelle können wir Nils wirklich nur zu einem wunderbaren Sieg gratulieren! Der Ehrentreffer also! Während dieser ganzen Aufregung haben Marko und Dominik leider verloren, Jan Paul kam bei einer Abwicklung durch ein Versehen in großen Nachteil, er konnte das entstehende Endspiel leider nicht halten. Und Terry – der kämpfte und kämpfte um den vollen Punkt, am Ende leider vergebens. Endstand 3 – 5, aber wir brauchen uns nicht schlecht zu fühlen, wir waren der klare Außenseiter und haben uns teuer verkauft.
Die Ergebnisse in Zahlen (mit Links direkt zum Oberliga-Ergebnisdienst):
SC Zitadelle-Spandau | 3 | − | 5 | SC Kreuzberg | ||||||||||
1 | 2227 | Jan Paul Cremer | 0 | : | 1 | Drazen Muse | 2342 | IM | 4 | |||||
2 | 2203 | Felix Engers | ½ | : | ½ | Maximilian Paul Mätzkow | 2238 | FM | 5 | |||||
3 | 2122 | Marko Perestjuk | 0 | : | 1 | Robert Glantz | 2303 | FM | 6 | |||||
5 | 2034 | Nils Decker | 1 | : | 0 | Aron Moritz | 2224 | 8 | ||||||
6 | 2083 | Terry van der Veen | ½ | : | ½ | Klaus Lehmann | 2250 | FM | 9 | |||||
7 | 1974 | Tony Schwedek | ½ | : | ½ | Dr. Manfred Glienke | 2241 | IM | 11 | |||||
9 | 2160 | Thomas Kohler | ½ | : | ½ | Daniel Holzapfel | 2243 | FM | 12 | |||||
16 | 1973 | Dominik Fuchs | 0 | : | 1 | Constantin Vogel | 2113 | 15 |
Am 8.12. geht es weiter, auswärts gegen Rotation Pankow, schauen wir mal, was da geht!
Toller Fight – erstmals in der Vereinsgeschichte gegen die Erste von Kreuzberg!
Früher gab es oft Prügel von der Zweiten oder Dritten aus Kreuzberg, im März 1995 (lange her….) gelang der Aufstieg in die Landesliga durch einen Sieg gegen Kreuzberg 4!