Bereits am Mittwoch vor dem Spieltag hatte sich bei mir eine gewisse Euphorie in Bewegung gesetzt. Von Felix kam die Meldung, dass er vollständig antreten werde und keinen Spieler aus der Dritten benötige. Ein echtes Novum in dieser Saison. Ein Novum, das sich so gerne wiederholen darf, denn es hilft allen nachfolgenden Mannschaften.
Die Dritte Mannschaft stand dieses Mal vor einem richtungsweisenden Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und begrüßte im heimischen SK Lindenufer die sympathischen Gäste aus Neuenhagen. Nahezu in Bestbesetzung waren wir grandios aufgestellt gegen einen Gegner, der nominell eigentlich fast ebenbürtig war und die DWZ-Unterschiede zumindest an den ersten vier Brettern nicht hoch ausfielen. In der BMM sagt die DWZ auch manchmal nicht viel aus. Ein DWZ-Favorit kann sich ebenso als ein kleiner Schwächling präsentieren wie sich ein DWZ-Zwerg auch mal als Großmeister vorstellt. Dieses Mal sollte also auch die Tagesform entscheidend sein. Nach einem Blick auf die Mannschaftsaufstellungen machte deutlich, dass wir an allen acht Brettern zumindest nominell gesehen die Favoritenrolle einnahmen. So wollten wir auch auftreten.
Bereits nach einer Stunde profitierte Bernd von einem kleinen Aussetzer von SF Altenkirch, bisheriger „Goalgetter“ (4,5 aus 5) der Gäste aus Neuenhagen, der schließlich auch sofort die Partie durch Aufgabe entschied. Dann passierte eine Weile nichts, außer dass mit Ausnahme meiner Wenigkeit von unserer Seite her gewisse Stellungsvorteile mehr und mehr verdichtet wurden. Irgendwann kam Kian zu mir und fragte mich, ob er das Remisangebot seines Gegners annehmen dürfte. Ich ließ ihm freie Hand und er entschied sich, weiter zu spielen – zu Recht. SF Schlaak machte kurze Zeit später einen gravierenden Fehler, den Kian sah und nutzte. 2-0 für uns.
Dann war Stefan an der Reihe und verbuchte den vollen Punkt durch konsequentes positionelles Spiel, indem er seinem Gegner mehr und mehr die Räume nahm und Fallen aufstellte. Robert machte den Mannschaftspunkt souverän fest. Offenbar hat sein Gegner eine bestimmte Abwicklung falsch eingeschätzt und wurde regelrecht ausgekontert. 4-0 für uns.
Thomas hatte eigentlich eine solide Stellung erreicht, musste dann aber stellungsmäßig zurückweichen, nachdem sein Gegner großen Druck auf dem Damenflügel ausübte. Für Thomas das Signal, am Königsflügel ein paar Drohungen aufzustellen, die sich teilweise als sehr berechtigt erwiesen. Bei der Abwicklung scheint er sich aber verschätzt zu haben und stand vor einem Endspiel mit L+S+2 Bauern gegen T+4 Bauern, davon zwei weit entfernt und freilaufend. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Endspiel zu halten gewesen wäre, Thomas war jedenfalls nicht überzeugt und gab schließlich auf. 4-1.
Thorsten spielte erstmals in dieser Saison für uns und ich hoffe sehr, dass weitere Einsätze folgen. Er hatte mit SF Lutz einen starken Spieler vor sich, der aus dem Spiel heraus ordentlich Druck machte, aber von Thorstens Erfahrung letztendlich doch ein wenig zurückgedrängt wurde. Da beide Seiten schließlich keine Wege sahen und sich vor einer Zeitnotphase bei 14 ausstehenden Zügen zunehmend unsicherer fühlten, einigte man sich hier auf ein Remis. Mit seinem ersten Einsatz bescherte uns Thorsten also den ersehnten Mannschaftssieg.
Damit verblieben nur noch der Berichterstatter und Kai-Stephan. Kai-Stephan hatte sich einen ordentlichen Stellungsvorteil und drei Mehrbauern am Damenflügel erarbeitet, verpasste aber leider die richtige Fortsetzung. SF Beran nutzte eine kurze Unachtsamkeit für einen Qualitätsgewinn und konnte diese Mehrqualität am Ende durch schnörkelloses Spiel gegen Kai-Stephans unglückliche Königsstellung nutzen, leider erfolgreich.
Meine Wenigkeit hatte mit SF Horzak einen erfahrenen Spieler vor sich, der zu meinem Leidwesen noch eine Eröffnung wählte, bei der ich gerne mal zum Überziehen neige. Es musste unbedingt die Bird-Eröffnung sein. Mir fielen da viele Sachen ein, die man spielen kann und irgendwann sollte man damit rechnen, dass da ein Eisbär vorbeikommt. Ich machte dann etwas, was man jedenfalls niemals in einer klassischen Partie tun sollte. Ich spielte etwas, ohne den theoretischen Hintergrund richtig zu kennen. Mit dem Froms-Gambit sollte ich auf jeden Fall ein Angriffsspiel forcieren können, meinte ich jedenfalls. Dass ich dann ab dem achten Zug bereits nur noch 39 Minuten für den Rest hatte, spricht Bände. Dazu kam noch ein miserables Mittelspiel, aus dem mich sogar mein Gegner noch herausretten musste. Nach dem Abtausch einiger Leichtfiguren konnte ich auch dank großzügiger Hilfe meines Gegners am Königsflügel die entscheidende Turmlinie öffnen und mit einem konzentrierten Angriff den Minusbauern zurückholen. Das Endspiel war dann wieder eine reine Nervensache, da mir schlicht die richtigen Ideen fehlten. Durch ungenaues Spiel meines Gegners erarbeitete ich mir dann aber einen ordentlichen Vorteil, den ich weiter ausbauen und letztendlich fast schon zwangsläufig verwerten konnte. Damit hatten wir ein achtbaren 5,5-2,5 Heimsieg gegen einen Mitkonkurrenten eingefahren.
Dieser Sieg war sehr wichtig. Die Konkurrenz hat an diesem Spieltag gegen teils hoch favorisierte Mannschaften beachtlich gespielt und auch punkten können. Somit ist der Abstiegskampf zu unserem Leidwesen noch spannender geworden. Wir müssen nun unbedingt nachlegen und haben am 26. Februar die nächste Gelegenheit dazu.
Beste Grüße
Sebastian L.