Von guten und von schlechten Zügen: Jugend-Blitzvergleich gegen Paulinenaue
Paulinenaue greift immer so viele Pokale auf Brandenburger Schulschach-Ebene ab, und die Jungs (allen voran Benno Zahn) kreuzen beim Schulschach-Grandprix in der Kantschule auf: Aber wo liegt Paulinenaue überhaupt? Wie sieht es da aus? Ich kannte es noch nicht in echt, und deshalb verabredete ich mit dem Cheftrainer der Jungs, nämlich Bernd (Zahn), einen Jugend-Blitz-Vergleichs-Kampf nach Scheveninger System. (Zwei Mannschaften spielen so gegeneinander, dass alle gegen alle antreten. Natürlich nacheinander.) Bernd und ich wechselten ganz viele E-Mails um zu überlegen, wie man so eine Turniertabelle gestaltet, und bekamen farbenfrohe Ideen. Schaut euch die Tabelle an! Am 11. Mai 2006 machten wir uns nachmittags von Falkensee aus auf den Weg, und da war alles noch ganz harmlos. Carsten lachte, Tobias auch. Die Eltern glaubten, wir würden so gegen halb neun zurück sein. Die Sonne schien. Bernd saß im Zug. Meine Sonnenbrille zerbrach. Sie hatte 4,99 gekostet. Julian brauchte was gegen 1. d4. Zwischen Finkenkrug und Nauen setzte ich ihn ins Bild. In Paulinenaue gibt es eine beeindruckende Infrastruktur, die einen vor durchrasenden ICEs schützt, keinen Imbiß, aber eine entzückende Grundschule mit elektronischen Schachuhren. Und da trafen wir um 17.00 Uhr ein. Es wurden gar keine Reden gehalten und so ging es sofort los. Falkensee zog davon. Raimond gewann eine Partie nach den anderen, Carsten auch, Ersan hatte einen Supertag erwischt und unsere Jüngeren waren in Form. Julian - Benno 1-0; wer hätte das gedacht? Wir rutschten an den Paulinenauern vorbei und holten uns einen Skalp nach dem anderen. Bernd und ich, wir warfen bedenkliche Blicke auf die Tabelle, die sich grün zu färben begann. Zur Halbzeit führten wir mit 29:21, und alles sah nach einer klaren Sache aus, langweilig wie die Bundesliga. Dann machten wir eine kleine Pause und das Blatt wendete sich. Nicht schnell, aber Punkt für Punkt arbeitet sich Paulinenaue nach vorn, ich zählte Runde für Runde den Zwischenstand und verzählte mich dauernd, aber da war nichts zu machen: Unser ganz großer Kleiner, Dominik, z.B., war völlig von der Rolle und legte viele verspätete Ostereier in die Tabelle. Oder Fabian, der schon nach 1. e4 e4 2. Sf3 Sd6 (??? geht nicht, falscher Zug, Partieverlust) aufgeben musste. Wie dem auch sei, nach der letzten Runde zählten Bernd und ich unter notarieller Aufsicht die Punkte durch und kamen auf 50½ : 49½ für Paulinenaue. Konnte doch nicht wahr sein! Alles jubelte und klatschte. Ich zählte nochmal. Da stand es 50½ : 49½ für Falkensee. Hä? Und zum dritten Mal, und es erwies sich, dass der Wunsch der Vater meines Ergebnisses gewesen war. Paulinenaue - Falkensee 50½:49½. Knapper geht's nicht. Fotofinish, Wimpernschlagfinale. Gratuliere! Gratulation auch an Raimond als bestem Einzelspieler (10 aus 10), an Tobias Henschel als zweitbestem(9 aus 10), der die Stichpartie gegen Carsten gewann. Es war ein wunderschöner, freundschaftlicher Wettkampf und wir werden das wiederholen! Auch das Wetter. Tschüß, Benno und Tobias und Bernd und wie ihr alle heißt, wir sehen uns wieder. (Dann aber wurden wir 40 Minuten lang von Mücken zerstochen, ab Nauen über Potsdam umgeleitet und das ganze ohne Schachbrett im Zug; das war ein ganz langer und schlechter Zug, fast so schlecht wie der, mit dem F. einen aus Paulinenaue mit Dame mehr patt setzte. Allerdings nahm man uns kein Geld mehr ab, und das hauten wir bei McDonald's am Zoo auf den Kopf. Gegen elf waren wir dann zu Hause. Nur zweieinhalb Stunden zu spät. Es war ein schöner Tag. Ach so, fast hätte ich's vergessen: Anas, du musst in Zukunft in solchen Situationen dein Handy anschalten, soll ich dir von deinem Vater sagen.)
H. Riedel |