3. Spieltag JBLNO 2007/2008: SV Franckesche Stiftungen Halle - Zitadelle Spandau: 2,5 - 3,5

Mal wieder ein Fußballvergleich

Jaaa, ich weiß, meine letzten Bericht wimmelten nur so von Vergleichen mit der Welt des Fußballs - und so auch dieser.

Es fing an, dass Julian mir morgens mitteilte, wenn er nicht mitgekommen wäre, säße er im Stadion und sähe sich das Spiel von Hertha BSC und Bayern München an. Bekanntlich ein 0:0 und außerdem waren es dort (mit Halbzeit, Nachspielzeit usw.) höchstens zwei Stunden. Bei uns hatte er zwar verloren, dafür aber fast vier Stunden Spielspaß und nach fußballerischen Maßstäben wäre das Ergebnis 3:5. Oder so ähnlich.

Das einzige 0:0 des Tages steuerte wohl am dritten Brett unser Held Sebastian bei. Er klammerte vom ersten bis zum letzten Zug auf Remis. Das hatte zwar zur Folge, dass er immer etwas schlechter stand, es jedoch immer gerade so noch zum Remis reichte. Und das gegen einen Gegner, der über 400 Wertungspunkte mehr "auf den Platz" brachte. Aber wie es doch so schön heißt - "Die Wahrheit is aufm Platz!" - und nicht in der Aufstellung.

Einen hohen und unangefochtenen Sieg (der auch weniger als 90 Minuten dauerte) feierte Raimond. Die Gegnerin konnte nach katastropheln Schnitzern in der Abwehr einen üblen Doppelschlag und danach den Spielabbruch durch Matt nicht mehr verhindern.

Also eine kleine Bestandsaufnahme - nach drei Stunden stand es 1:0 und Sebastian klammerte verbissen. Der werte Berichterstatter, Spitzenspieler und Mannschaftsleiter stand zwar immer etwas besser, aber es fehlte an der entscheidenden Idee... Christophs Stellung war zwar unklar und kompliziert, aber sein Zeitvorrat beschränkte sich nach 20 Zügen auf weniger als drei Minuten (wer hat hier ien Äquivalent aus einer anderen Sportart parat?). Also tendenziell eher 1:1. Und Julians Angriff war nach forschem Anrennen in der Eröffnung etwas erlahmt, sodass der Gegner zuerst seinen König verteidigen konnte und dann den Julianschen übel schändete (um mal zum Strafrecht überzugehen).









Und hier schritt Anas mit 26... g4! zur Tat.

Und einer fehlt noch. Und das war der Herr Anas Guist. Da mich seine immer wieder aufs neue seltsame Behandlung des Damengambits (aus schwarzer Seite) ziemlich ankot... also da mich seine immer wieder auf neue seltsame Behandlung des Damengambits etwas ärgerte, beschloss ich, ihm im Zug zu sagen, er möge 1. d4 mit 1...g6 beantworten - Was nicht blöd war, denn nach drei Zügen musste die Gegnerin selbstständig nachdenken, während Anas immerhin während der (über drei Stunden langen) Zugfahrt zumindest die Standardmotive eingetrichtert bekommen hatte.

Während die Gegnerin relativ schnell spielte und dabei wohl mehr als einmal nur den zweitbesten Zug fand, spielte Anas eine tolle Eröffnung und wich nur einmal von dem ab, was ich ihm zeigte: Er rochierte in die "falsche" Richtung, was sich als genialer "Schachzug" entpuppte. Dafür brauchte er jedoch sehr viel Zeit, sodass auch ihm nach kaum 25 Zügen nur noch wenige Minuten zur Verfügung standen. Er fragte mich also, ob er ein Remis anbieten dürfe, was ich ihm verbot - und im Gegensatz zur Partie gegen Gryps endete die Partie auch nicht remis, sondern wurde von Anas durch eine tolle Schlusskombination beendet, die das Weiterspielen auf weißer Seite hoffnungslos werden ließ.

Kurios war auch eine andere Situation - irgendwann kurz nach Raimonds Sieg kam eine Person in den Spielraum, die nach klassischen Motiven nicht dem Schach, sondern vielmehr dem Fußball zugeordnet werden könnte. Doch wie man sieht - Schach verbindet Menschen jedes Alters, Geschlechts und sozialer Ausrichtung. - Damit sollte vielmehr für unser schönes Spiel geworben werden, doch das ist ein anderes Thema.

Kurz bevor Anas den Sieg endgültig einfahren konnte, machte das Handy von Sebastians Gegner irgendwelche Geräusche und ich wies den Schiedsrichter darauf hin, dass das bitte nich nochmal geschehen solle. Tat es dann aber doch - woraufhin ich mich beschwerte, doch Sebastian meinte, er wolle lieber weiterspielen, auf so eine Weise zu gewinnen - das wolle er nicht. Beeindruckende Fairness, an der es mir (im Eifer des Gefechts) wohl etwas mangelte.

Und um wieder zum Fußball zurückzukehren - mein Gegner war mittlerweile völlig in der eigenen Hälfte eingeschnürt, doch wie man weiß, hat das noch nicht viel zu heißen. Energie Cottbus verliert ja auch nicht jedes Spiel. Erst kurz vor der Zeitkontrolle konnte ich einen Bauern mitnehmen - was nochmal sehr spannend geworden wäre, wenn mein Gegner richtig weitergespielt hätte, doch er ließ sich widerstandslos festnehmen.

Und jetzt ist der Bericht an einem Punkt angekommen, da der Spannungsbogen völlig danebenging, denn es stand 3:2 für uns und Sebastian kämpfte in einem etwas schlechter stehenden Endspiel um den Mannschaftssieg, doch ungeschickterweise habe ich das Ergebnis schon verraten - also irgendwann bot der Gegner dann die Punkteteilung an, als er sah, dass die weißen Bauern nicht zu gewinnen waren. Also eine tolle Mannschaftsleitung - von allen! Außerdem fielen zumindest ein Teil unserer Mannschaft durch nicht alltägliche Fairness auf, was den Sieg in noch etwas hellerem Glanz erstrahlen ließ.

Der Sprücheklopfer.Doch wie es so ist - das Drumherum ist immer wieder spannender als der Wettkampf. So hatten wir auf der Hin- und Rückfahrt besonders viel Spaß. Und hier darf einer nicht zu kurz kommen, dem im Bericht viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde - Christoph. Trotz einer Niederlage verbreitete er immer gute Stimmung und machte das Leben angenehmer. Überhaupt sind wir die Meister im Sprücheklopfen, wie sich auf der Reise zeigte - und deswegen sind wir doch alle beim nächsten Auswärtsspiel wieder dabei, oder?!

SV Franckesche Stiftungen HalleZitadelle Spandau
1Gröger, Eric (1637)Schirrmacher, Carsten (2046)0 : 1
2Thiele, Andra (1657)Fuchs, Raimond (1764)0 : 1
3Teren, Tomas (1698)Lawrenz, Sebastian (1279)½ : ½
4Domaske, Susann (1553)Guist, Anas (1342)0 : 1
5Knopf, Felix (1470)Bissantz, Julian (1131)1 : 0
6Jahner, Lukas (1514)Witzorky, Christoph (1169)1 : 0

Zum Einrahmen und an die Wand hängen!

Carsten Schirrmacher