Berliner Mannschaftsmeisterschaft 2005/2006 - Runde 8 vom 9. April 2006Zitadelle 1 - Lasker-Steglitz-Wilmersdorf = 6:2Drei Wochen später, aber nicht zu spät, gerade rechtzeitig zwei Tage vor der letzten Runde, doch noch ein Bericht über den großen und nicht unbedingt erwarteten Erfolg der Ersten. So ein Ergebnis spricht für sich, könnte man meinen, wenn es da nicht die vorangegangenen Kämpfe geben würde, von denen wir manchen ähnlich hoch VERLOREN haben. Aber so ist das eben, wenn gleich mehrere Spieler von einer unerklärlichen Schwächeperiode heimgesucht werden und drei oder vier Nullen hintereinander einfahren. Und so sieht ein Ergebnis aus, wenn die Schwächeperiode ebenso plötzlich wie unerklärlich zu Ende ist. Jedenfalls ist sehr zu hoffen, daß sie zu Ende ist, auch wenn es uns in dieser Saison nicht mehr viel nutzen wird, denn aufsteigen können wir nicht mehr, absteigen allerdings auch nicht, und darauf kam es für uns nur noch an - den Klassenerhalt zu sichern. Am nächsten Sonntag gegen Kreuzberg 4 können wir also unbeschwert aufspielen, ohne uns um das Ergebnis Gedanken machen zu müssen. Haben wir nun gewonnen, weil wir ohne Schwächeperiode so unglaublich stark spielen, oder weil die Laskeraner so schwach sind? Das ist eine Frage, auf die die die Antwort je nach Standpunkt anders ausfällt, und die vielleicht auch gar nicht gestellt werden sollte. Jedenfalls - unsere Gegner hatten wir, bedauerlicherweise mit Ausnahme von Nils und Wolfgang, diesmal jedoch jederzeit im Griff. Sogar ich konnte endlich mal wieder gewinnen, mein erster Sieg seit - es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber so ist es nun einmal - also mein erster Sieg in der BMM nach 26 Partien! Das letzte Mal gewonnen habe ich am 19. Januar 2003, gegen denselben Gegner - Baumert! Wahrscheinlich kann ich nur gegen Baumert gewinnen... Patrick hat nach seinem Gejammere nach der siebten Runde, er könne in der Landesliga einfach nicht gewinnen, nun doch seinen ersten ganzen Punkt geholt. Ob das so eine Art Selbstmotivation war? Erst jammern, dann gewinnen?! Uwe zeigte seinem Gegner, Maxim Piz, daß es in manchen Eröffnungen zuweilen nicht ratsam ist, zu früh zu rochieren, vor allem nicht in dieser speziellen Variante der Sizilianischen Verteidigung, und er zerlegte die schwarze Stellung nach allen Regeln der Kunst mit zwei Figurenopfern: Baumgardt,U (2204) - Piz,M (2134) [B98] Hartmut ließ seine Kavallerie über das Feld e6 in die schwarze Stellung reiten und alles niedertrampeln, was sich ihnen in den Weg stellte; Hans-Jürgen und Reinhard Müller taten sich nichts und rauchten nach zwanzig Zügen die Friedenspfeife (Röchel); Matze kombinierte seinem Gegner erst einen Bauern ab, dann einen zweiten und schließlich sogar noch einen dritten - das Endspiel zu gewinnen bereitete ihm dann keine Mühe mehr. Nils ließ sich durch die etwas provokante Eröffnungsbehandlung von Hadj Sassi zu überoptimistischen Handlungen hinreißen und mußte schon nach dem 13. Zug die Partie mit einer Figur weniger weiterspielen. Er bekam zwar noch eine Qualität dafür, aber seine Türme kamen nie richtig ins Spiel. So war er am Ende der einzige, der die Hand zur Aufgabe rüberreichen mußte. Doch beinahe hätte Wolfgang gegen Hans-Joachim Wiese das gleiche Schicksal ereilt. In den letzten Minuten ihrer Partie ließen sie in den wenigen verbliebenen Zuschauern arge Zweifel daran aufkommen, daß Schach NICHT gesundheitsschädlich sei. Auf einen Boxkampf übertragen hätten beide Trainer das Handtuch werfen müssen, um ihre Schützlinge vor Schlimmerem zu bewahren. Doch da wir ja bei einem Schachkampf sind, überläßt man die Spieler, trotzdem sie ganz offensichtlich mit den Nerven zu Fuß sind und zu überlegten Handlungen keinesfalls mehr fähig, sich selbst. Um noch einmal aufs Boxen zurückzukommen: das war so, wie wenn zwei Boxer schon halb k.o. und mit zugeschwollenen Augen durch den Ring taumeln und nur noch ungefähr in die Richtung schlagen, in der sie ihren Gegner vermuten. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Und man fragt sich, ob diese Bedenkzeitregelung wirklich die richtige ist. Dreißig Sekunden Zuschlag pro ausgeführten Zug, und sowohl ein solcher Anblick als auch selbst in einen solchen Zustand zu geraten, bleibt einem erspart. Vielleicht, irgendwann einmal...
von KoKo Zitadelle 2 - SK König Tegel 4 = 3,5 : 4,5Danke Hartmut, danke Garri! Oh je, wie konnte das nur passieren? Hatte unsere Zweite im letzten Jahr noch gegen eine größtenteils deckungsgleiche Mannschaft aus Tegel gewonnen, verloren wir jetzt verdient und keineswegs knapp, auch wenn das Ergebnis danach aussieht. Die Probleme begannen schon vor Beginn des Kampfes: Erstmals kamen bei der "Zweiten" elektrische Uhren zum Einsatz; ein hehres Ansinnen, doch es wäre hilfreich gewesen, diese auch vorher zu stellen. Nach dem Anschalten zeigten erst mal alle Uhren "5.00", doch nach Blitzpartien war uns am frühen Morgen allen nicht zu Mute. Also musste jemand mit einem gewissen Know-How ran, derer gab es im Raum jedoch nur einen, sodass es eine Weile dauerte, bis der Kampf beginnen konnte. Die "Vierte" spielte zu der Zeit schon seelenruhig. Die Eröffnungen verliefen allesamt recht günstig für uns (glaube ich zumindest) und es gab auch noch berechtigte Hoffnungen auf ein "+" am sechsten Brett, doch nach einigen Minuten tauchte der Gegner dann doch auf. Bezeichnenderweise war diese Partie auch fast als erste zu Ende und war unerfreulicherweise verloren gegangen, ich kann jedoch nicht sagen, warum Stefan auf einmal zwei Minusbauern hatte. Was aber besonders deprimierend ist: Man selber hatte zu diesem Zeitpunkt am ersten Brett ganze 12 (zwölf!) Züge gemacht, da stand es auch schon 0:1 und am Nachbarbrett bei Winfried ging es hoch her, denn er hatte bereits eine Figur geopfert. Mein Gegner brauchte indessen für die Entscheidung, 3. Lc4 nach den Eröffnungszügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 zu spielen, über zehn Minuten. Diese sollten ihm am Ende fehlen. Kurz nach dem besagten 0-1 einigte sich Eberhard mit seinem Gegner wohl berechtigterweise auf Remis und Jörg Francke musste nach einer völlig undurchsichtigen Partie das Handtuch werfen. Blieben noch Kievi und Janine mit m.E. leicht schlechteren Stellungen und Kötzi und Winfried mit unklaren Stellungen, von mir ganz zu schweigen, dann ich hatte immer noch eine Eröffnungsstellung, vielleicht 16 Züge wurden gemacht. Mein Gegner imponierte mir mit dem ungewöhnlichen Manöver Lc1-g5-h4-g3-h2-g1, diesen Läufer hätte man sicherlich auch leichter abtauschen können, doch ich revanchierte mich, indem ich mit meinem König nach d7 ging. Ich fühlte mich an eine Garri-Kasparov-Partie aus Linares 2005 gegen Topalov erinnert doch was Garri darf, darf ich noch lange nicht. Dann erinnerte ich mich an eine Hartmut-Riedel-Partie aus der Landesliga 2005/06 gegen Christian Düster, und da ich Hartmut für einen Normalsterblichen halte, dachte ich, was der normalsterbliche Hartmut R. aus Berlin darf, das darf der normalsterbliche Carsten S. aus Falkensee auch. Dann geschah eine Weile wenig, bis Kievi nach einer ordentlichen Leistung das Remis unterschreiben konnte und Kötzi seinen Gegner überlistete. Also stand es 2-3 und Janines Gegner hatte gerade chancenvoll eine Qualität gegeben. Unterdessen geriet Winfried in Zeitnot und seine langanhaltende Initiative verabschiedete sich nach einigen ungenauen Zügen, sodass er einfach eine Minusfigur hatte. Indessen hatte auch Janine auf einmal ein Endspiel mit 2 Türmen und 6 Bauern gegen eine Dame, einen Läufer und 4 Bauern, das der Gegner bei genauem Spiel sicherlich hätte gewinnen können, jedoch remis anbot, um den Mannschaftssieg zu sichern. Währenddessen musste Winfried die Damen tauschen und machte noch einige Züge, bevor er aufgab. Zur selben Zeit gab es bei mir einen interessante Situation: Man Gegner hatte noch 53 Sekunden für vier Züge, während es bei mir noch etwas über acht Minuten für diese vier Züge waren. Ich hatte inzwischen die Stellung falsch geöffnet und meinen leichten Vorteil in einen leichten Nachteil eingetauscht. Da dachte ich: Jetzt mache ich erst mal zwei hektische Züge und gucke, wie mein Gegner reagiert. Er zog auch relativ hektisch und hatte noch 21 Sekunden für zwei Züge. Mist, dachte ich, das ist physisch locker zu machen, auch für einen schon etwas älteren Schachspieler. Also Plan B: jetzt sitze ich erst mal meine restlichen fünf Minuten ab, bevor ich ziehe, da konnte ich noch mal in die Stellung gucken und fand einige Feinheiten. Nach dem Zug blieben uns beiden noch um die 20 Sekunden. Dann bemächtigte sich das KoKo-Syndrom meines Gegners und er vergaß einfach, zu ziehen. Zeitüberschreitung!, 0-1! Doch da war der Kampf schon lange entschieden. Hier die gesamte Tragödie mit Anmerkungen: BMM 05/06 Zita2-Tegel4
Insgesamt geht die Niederlage in Ordnung und hätte unter normalen Umständen auch etwas höher ausfallen können.
Carsten Schirrmacher Zitadelle 3 - König Tegel 6 = 4-4Klassenerhalt geschafft! Ein Punkt aus zwei Kämpfen in den letzten beiden Runden, um die Klasse zu halten. Das sollte doch eigentlich zu machen, oder? Noch dazu, wenn die beiden Gegner die Plätze 8 und 10 der aktuellen Tabelle einnehmen. Aber so birgt auch immer einige Gefahren Die erste Chance hatten wir also in der 8. Runde. (Auswärts-) Kämpfe gegen König Tegel sind immer etwas Besonderes, für mich natürlich vor allem. Wir trafen auch einige alten Bekannten, die allerdings größtenteils nicht unsere Gegner sein sollten. Es ging also und es spielten doch tatsächlich acht gegen acht. Etwas, was in dieser Staffel in diesem Jahr leider nicht die Regel war. Unser Mannschaftsleiter ist mit gutem Vorbild vorangegangen und hatte nach ca. einer Stunde schon den ersten Punkt eingefahren. Marcus Höhne allerdings ließ sich seinen Turm auf a8 stiebitzen und war wohl der Meinung, dass die Dame nicht mehr rauskommt. Kam sie aber und nahm noch zwei Bauern mit, so dass es ziemlich schnell 1:1 stand. Ich hatte im Sizilianer eine Riesenstellung und konnte sogar die Bauern d6 und e5 gewinnen und musste dafür nur den c2 geben. Mir gelang es aber leider nicht, entscheidenen Vorteil zu erlangen, plötzlich lief ich eine Springergabel, verlor die Qualität und ließ mich am Ende sogar mit zwei Springern und einem Läufer überraschend mattsetzen. Meine schöne 5/6-Bilanz war damit erstmal dahin und liest sich jetzt mit 5/7 nicht mehr ganz so toll. Lemmi hatte vorher leider in seinem Endspiel übersehen, dass der gegnerische Bauer nach dem Figurentausch plötzlich schneller läuft, als sein König hinterher konnte und so stand es schon 1:3. Eine kuriose Partie gab es am Brett 7: Michael Breuer gegen Kenneth Bading. Kenneth, immerhin 3. der Berliner Jugendmeisterschaften u12, hatte eigentlich klaren Vorteil und war dann so freundlich im Dame/Turm/Bauern gegen Dame/Turm/Bauern-Endspiel seinen Turm zu geben, was die Sache allerdings nicht merklich vereinfachte, denn Michaels Turm sah sich später immerhin 5 schwarzen Bauern gegenüber. Dann ging ich kurz aus dem Saal und als ich wieder rein kam, war die Partie zu Ende und Michael hatte gewonnen. 2:3 also. Raimond hatte gegen Marten Riesenbeck erst ein Endspiel mit einem Minusbauern und später dann ein Turmendspiel mit zwei Bauern gegen einen Doppelbauern. Er lehnte das Remisgebot ab, weil er mit den beiden verbundenen Bauern an den Doppelbauern vorbeikommen wollte. Das gelang ihm leider nicht und er verlor die Partie sogar noch. Damit stand es schon 2:4 und wir sahen uns schon im Estrel um den Klassenerhalt kämpfen. Jürgen hatte mal wieder eine sehr interessante Stellung, es war mächtig was los, aber er fand lange nicht den richtigen Plan, um den Gegner umzulegen. Beim Stand von 2:4 fand er endlich den entscheidenen Plan und konnte dann souverän zum Sieg überleiten: 3:4. Es war also an Horst Notzke an Brett, unseren Klassenerhalt perfekt zu machen. Sein Gegner, Michael Knöfel, hatte uns vor zwei Jahren mit einem Turmeinsteller gegen Stefan Mertens schon einmal einen Bärendienst erwiesen. Diesmal war es sehr spannend, die Entscheidung brachte erst die Zeitnotschlacht in der fünften Stunde, in der Horst dann auch endlich einen Gewinnweg fand und Michael überlistete. Unter großem Applaus der noch anwesenden Zitaner (Lawi, Jürgen und meine Wenigkeit) sicherte Horst damit das 4:4 und den Klassenerhalt! Es war sicher der wichtigste Punkt von Horst in dieser Saison. Die Mannschaft hatte mit einigen Problemen zu kämpfen, die meisten von euch werden es miterlebt haben. Von daher bin ich sehr froh, dass wir das absolute Hightlight der Saison am 30.04. im Estrel genießen können, ohne unbedingt einen Punkt machen zu müssen. Oliver Hänsgen Zitadelle 4 - SK Tempelhof 1931 = 2-6Chancen vergeben Hier wäre das 4:4 eher drin gewesen als in der zweiten Mannschaft. Doch es fehlt den jungen Nachwuchsspielern an Kondition und Erfahrung, aber keine Angst, das kommt mit der Zeit. "Wer Großes will, muss sich zusammenraffen; Wie sehr das auch am Schachbrett gilt... Nächstes mal wissen wir: In schlechten Stellungen zeigt sich erst, was wir wirklich können! In dem Sinne, sei der "Vierten" eine erfolgreiche letzte Runde gewünscht, schließlich wäre es nicht besonders schön, ohne Punktgewinn die Saison abzuschließen. Carsten Schirrmacher |