Mit sechs Leuten ist Zita nach Wroclaw gefahren und hat neun schweißtreibende Schweizer Runden absolviert: Mit unterschiedlichem Erfolg.
Fangen wir vorne an. Personen: Felix Engers, Tony Schwedek, Patrick Böttcher, Andreas Kötz, Hartmut Riedel, Dominik Fuchs. Handlung: Der Webmaster fuhr bereits am Samstag mit dem Fahrrad los und durchquerte Niederschlesien auf der Strecke Cottbus – Wroclaw per Fahrrad. Felder, Wälder, hohe Pappeln, weite Kiedernwälder, Seen, Brombeeren, Äpfel und die ersten Pflaumen am Wegesrand. Absolut zu empfehlen. Aber danach war er für eine Woche gerädert. Die anderen reisten per Auto an mit weniger Kollateral-Muskelkater. Man sah sich im Hotel und im Spiellokal oder am Ratusz und hatte sehr viel Spaß.
Wroclaw: Eine großartige Stadt, lebendig, jung, dynamisch, voller Gegensätze; vor allem aber, ich sagte es schon: jung, und hungrig. Das 13. Gymnasium, in dessen Sporthalle wir spielten, hat als Motto ganz unironisch „Labor omnia vincit“ (Arbeit besiegt alles), und so spielten die Kids auch. Man sah zwölfjährige Mädchen, die fünf Stunden lang konzentriert komplizierte Endspiele kneteten. Unser Dominik war im Vergleich zu denen bereits alt. (Damit ihr eine Vorstellung habt.)
Und unsere Ergebnisse? Hier die Tabelle: https://chessmanager.com/en/tournaments/6078865009016832/results/9
Felix, unser Vereinsmeister aller Klassen, zog uns davon und spielte sich von Zeit zu Zeit zwischen die IM-Bretter. (5,0 aus 9, 17. Platz, aber mit einer bärigen Buchholz)
Tony, frischgebackener Top-Informatiker, hatte in jeder Weiß-Partie einen d-Freibauern und punktete entsprechend. (4,5 aus 9, 28. Platz)
Patrick, unser alter Berliner Turnier-Hase, haderte oft mit seinem Schicksal und endete immerhin versöhnlich. (4,0 aus 9, 39. Platz)
Andreas, unverdrossen, der mehrere Turmendspiele auf dem Brett hatte und dabei erstaunliche Punkte abgriff (3,5 aus 9, 43. Platz)
Hartmut, der Schreiber dieser Zeilen, freut sich, dass er immerhin eine spannende, eine einfache und eine illegale Partie gewonnen hat. Sonst aber Schweigen im Walde. (3,5 aus 9, 45. Platz)
Dominik, der besser spielte, als seine Punktausbeute vermuten lässt, und der eine Partie zum Einrahmen abgeliefert hat. (3,0 aus 9, 50. Platz)
Insgesamt war es eine große, eine heiße Woche in einer coolen Stadt. Man könnte noch mehr schreiben, aber lieber veröffentliche ich das jetzt, damit die Nachricht nicht zu alt wird.
Vielleicht gibt es die Tage noch ein paar Fotos. Zum Beispiel vom Grab von Adolf Anderssen. Aber was war am Wichtigsten? Die Partien. Na denn, mit Kommentaren:
„Die Dame randaliert bis zur Aufgabe.“ Genial. Und danke, dass wir hier auch ein paar Partien zu sehen bekommen, die es nicht bis ins Internet geschafft haben. Ich habe nämlich in der letzten Woche gefühlt kaum gearbeitet, Euch dafür aber umso mehr zugesehen…
Ein Kompliment an den Berichterstatter: Obwohl es gar nicht rund für ihn lief, hatte Hartmut immer gute Laune, kommunizierte halb auf deutsch, halb auf englisch mit den polnischen Gegnern und hatte gar zur Schlußrunde 3 Blümchen für einige weibliche Teilnehmerinnen, die ihn besonders beieindruckt hatten, bereit. Diese durchaus gut gemeinte Geste stieß allerdings bei der 11-/12-jährigen Magdalena auf Ablehnung: Total nachvollziehbar, denn kleinen Kindern wird ja eingebleut, ja keine Geschenke von fremden, älteren Männern anzunehmen! Leider versteht sie weder deutsch noch englisch, so dass Hartmut einen polnischen Jugendlichen bat, zu übersetzen, dass das Präsent lediglich eine Anerkennung für ihre schachlichen Leistungen im Turnier sein sollte.