Da kam ja schon etwas Freude auf, als ich in der von Sebastian vorbildlicherweise vor dem Mannschaftskampf verschickten Mannschaftsaufstellung für Sonntag las, dass ich in der dritten Mannschaft an Brett 8 spielen würde. In meinen doch gar nicht so wenigen Jahren in der 3. Mannschaft ist mir diese Ehre selten (vielleicht sogar: nie) zuteil geworden. Es freut mich deshalb, weil wir demzufolge in ziemlich starker Aufstellung antreten würden. Trotz Thorstens kurzfristiger Absage blieb es bei meinem Einsatz an Brett 8 und starker Aufstellung. Der war auch nötig, denn gegen Wedding, die auf einem Abstiegsplatz standen, musste unbedingt gewonnen werden, um nicht selbst in den Abstiegsstrudel zu geraten.
In der Aufstellung Michael Lawatsch, Jürgen Basta, Felix Engers, Raimond Fuchs, Michael Lehmann, Sebastian Lawrenz, Michael Breuer und Oliver Hänsgen waren wir kurz nach 9 Uhr dann auch komplett im Behelfsspiellokal angekommen. Schon um kurz vor neun war die Luft im Spielsaal eher – sagen wir mal – unangenehm, was sich bei drei spielenden Heimmannschaften und deren Gegnern im Laufe des Vormittags nicht gerade besserte.
Mein persönliches Highlight der ersten zwei Stunden fand an meinem Brett stand, als ich mit Schwarz nach den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6, 3. Lc4 Lc5 einfach mal d6 zog, obwohl ich gar nicht dran war und davon ausging, dass der Gegner als letzten Zug Sf3 gespielt hatte. Mein Gegner zeigte sich – verständlicherweise – etwas überracht und ich war einigermaßen platt und fassungslos und hatte keine gute Vorahnung für den Rest der Partie… Aber so schlimm sollte es dann nicht werden, aber dazu dann später.
Jürgen, Raimond und Felix machten vorne als erstes remis, aber ich hab überhaupt nicht auf die Bretter geschaut, weil ich doch ziemlich mit meiner Stellung und meiner fehlenden Spielpraxis zu kämpfen hatte. Als Lemmi gewonnen hatte, waren wir mit einem Punkt vorne, der Kampf war aber sehr offen. Bei Lawi war einiges los und es schien mir bei einem kurzen Blick eher unübersichtlich, Sebastian stand leicht besser, Michael Breuer unklar, aber mit guten Chancen und ich stand tendenziell etwas schlechter. Aus meiner Sicht etwas überraschend – und vielleicht auch unnötig – verlor Michael Breuer seine Partie, weil er seinen Läufer im Endspiel in der Hoffnung opferte, mit seinen verbundenen Freibauern stark genug zu sein. Dieser Eindruck täuschte und der gegnerische Läufer und dessen Bauern hatten alles im Griff, so dass der Kampf mit 2,5-2,5 wieder ausgeglichen war und es auf jeden halben Punkt ankam. Mein Gegner hatte zwischenzeitlich wohl etwas ungenau gespielt und bessere Fortsetzungen ausgelassen, so dass ich mich etwas erholen konnte und trotzdem/deshalb allerdings mal wieder ganz ordentlich in Zeitnot geriet. Darum war ich sehr erleichtert, als ich sah, dass Lawi seine Partie gewonnen hatte und wir in Führung lagen.
An den beiden ausstehenden Brettern bei Sebastian (Läufer gegen zwei Bauern in verbarrikadierter Stellung) und mir (ein Bauer mehr, aber offene Königsstellung und noch viel auf dem Brett) würde also jeweils ein Remis zum Mannschaftssieg reichen. Sebastian kämpfe wie immer und lehnte das Remisgebot seiner Gegnerin ab, um dann einige Züge später doch einwilligen zu müssen: 4-3.
Nachdem ich auf Grund meines Jobs in Brüssel und meines „Wegzugs“ aus Berlin nicht mehr so oft gespielt hatte, stand ich nun plötzlich im Mittelpunkt des Mannschaftskampfes und musste die Partie remis halten. Nachdem ich bei Zeitkontrolle im 40. Zug noch 9 Sekunden auf der Uhr hatte, hatte ich nun noch drei Minuten für den Rest der Partie in einer offenen Stellung, in der alles passieren konnte. Glücklicherweise tat mir mein Gegner den Gefallen und stellte einzügig den Turm nach e1 – auf das Feld, das von meinem Läufer abgedeckt war und stellte somit Qualität und Partie ein. Danach forcierter Damentausch und plötzlich ging es dann sehr schnell. Mein eigentlich als schwacher Bauer eingeschätzter Feldarbeiter setzte sich in Gang und war nicht mehr zu halten – der Gegner gab auf und die Mannschaft hatte mit 5-3 gewonnen.
Zwei wichtige Punkte gegen den Abstieg, der es uns sogar erlaubt, einen Blick noch oben zu werfen. Dazu wäre es aber nötig, möglichst oft in solch guter Besetzung zu spielen (nicht unbedingt mit mir) und dann sollten wir auf jeden Fall mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Anmerkung: Ich werde vielleicht meine Partie mal (vielleicht in Auszügen) noch nachliefern, aber ich habe sie jetzt nicht dabei und natürlich auch nicht im Kopf :-)).
Cool Oli, danke für den Bericht!