Weihnachtsturnier Potsdam

Hier ist der lang ersehnte Bericht vom Potsdamer Weihnachtsturnier, er enthält wahre Heldentaten von unseren Jungs.

Der erste Teil ist von Dominik, der ein sensationelles Turnier spielte.

Das Jahr 2012 ist vorbei und fast zeigleich auch das 37. Potsdamer Weihnachtsturnier!
Dieses Jahr waren aus unserem Verein Tony Schwedek, Marko Perestjuk, Felix Engers, Fabian Paul und ich dabei.

Das Turnier fing wie üblich am 27. Dezember um 09:00 Uhr an. In der ersten Runde gewannen Marko und Tony erwartungsgemäß gegen deutlich schwächere Gegner. Fabian verlor und ich spielte remis. Eine Überraschung bot Felix: er spielte remis gegen Detlev Kuhne (2175 ELO).

In der zweiten Runde gewann Marko dann erneut. Tony gelang es gegen Olaf Erlach (2173 ELO) remis zu spielen. Felix verlor, ebenso wie Fabian. Ich spielte erneut remis, ebenso wie in der ersten Runde gegen einen Gegner mit einer ELO von knapp über 1900.

In der dritten Runde hatten sowohl Marko als auch Tony sehr harte Gegner: Marko spielte gegen Ronny Gaerths (2258 ELO) und spielte sogar remis! Tony hatte Jan Paul Cremer (2137 ELO) als Gegner. Unglücklicherweise stellte er dann seine Dame ein und gab auf. Felix und Fabian konnten nun beide ihren ersten Sieg verzeichnen. Ich spielte mit Schwarz gegen Thomas Binder (1873 ELO). Erstaunlicherweise hat er die Eröffnung wirklich enorm verpatzt, wodurch er kurzerhand chancenlos war. Es war aber eine ganz amüsante Partie:

(1) Binder,Thomas – Fuchs,Dominik [B02]

37. Potsdamer Weihnachtsturnier (3), 28.12.2012

[Fuchs,Dominik]

1.e4 Sf6 2.Sc3 d5 3.exd5 Sxd5 4.Sxd5 Dxd5 5.Sf3 Nicht unbedingt schlecht, aber passiv. Es sollte sofort 5.d4 kommen 5…Lg4 6.Le2 Sc6 7.0–0 0–0–0 8.c3?! Versucht d4 durchzudrücken, was allerdings misslingt. Am besten Weiß gibt sich mit 8.d3 zufrieden. 8…e5 9.Sg5? Diesen Zug habe ich nicht verstanden; Schwarz tauscht jetzt den Läufer ab und gewinnt anschließend mehrere Tempi, indem er den Springer mit Bauern angreift. 9…Lxe2 10.Dxe2 g6 11.b4 h6 12.Sf3 e4 13.Se1 f5

Diagramm2

Ist das nicht ein schönes Zentrum? 14.Sc2 Se5 15.Se3 Dd3 16.Dxd3 Txd3 Weiß ist jetzt im Prinzip bewegungsunfähig. 17.a4 Lg7 18.Tb1 Thd8 19.a5 f4 20.Sc2 Sc4 21.Se1 Txd2 22.Lxd2 Sxd2 23.Tc1 Sxf1 24.Kxf1 Td2 25.c4 Tb2?! Genügt völlig, allerdings ist 25… Ld4 wesentlich schöner. 26.b5 Ta2 27.Sc2 Lc3 28.Ke2 g5 29.a6 bxa6 30.bxa6 Kd7 31.Kd1 Txa6 32.Tb1 Td6+ 33.Kc1 Ld2+ Schwarz hat bereits zwei Bauern mehr und ein Ende des Grauens ist noch nicht in Sicht. 0–1

Die 4. Runde brachte für niemanden von uns eine große Enttäuschung: Marko gewann gegen Martin Gebike (2142 ELO) und hatte damit nun bereits erstaunliche 3.5/4 Punkte! Auch Tony gewann, ebenso wie ich. Felix und Fabian spielten remis.

Nach einem schnellen Autorenwechsel hin zu Marko geht es weiter mit Runde 5. Nach nur zwei Tagen geht es schon fast in den „Endspurt“, falls man bei 7 Runden überhaupt von einem solchen reden kann. Ich spielte gegen Wiede Friedrich und schon bald herrschte totales Chaos auf dem Brett. Doch bevor das Blut zu fließen begann einigten wir uns mit nur noch wenigen Minuten auf der Uhr im 21. Zug auf Remis – auf die Gefahr hin, dass ich mir nach dem Ultrakurzcheck (versuche mal einer bei einem Turnier mit zwei Runden am Tag Zeit zur Analyse zu finden) mit dem Rechner Vorwürfe machen würde nicht weitergespielt zu haben. Was der dann sagte kann man sich ja fast schon denken… Dominik verlor derweilen seine Partie gegen Alexei Kropman; doch es sollte seine einzige Niederlage in dem Turnier bleiben. Tony erging es auch nicht besser. Fabian hingegen konnte seine Partie für sich entscheiden. Na, wer hat mitgezählt?! Richtig, Felix fehlt noch. Nachdem er die ganze Partie über mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte, war seine Stellung zum Ende hin immer noch genauso schlecht, doch immerhin lebte er noch und verhinderte so durch das Ausreizen der zur Verfügung stehenden Zeit unser mittlerweile schon traditionelles Mittagessen zwischen den Runden irgendwo in der Stadt. Aber zuschauen lohnte sich. Um es kurz zu fassen: Felix` Gegner missachtete die Zeit und verlor. Dabei schrieb er noch mit den letzten Sekunden auf der Uhr fröhlich mit und auch die Entwendung des Partieformulars durch den Schiedsrichter (was sollte der auch sonst machen – sagen, dass er endlich ziehen solle?!) als Hilfe hinderte ihn keineswegs daran. Die Stellung war zu dem Zeitpunkt völlig ausgeglichen (Felix hatte zuvor abgewickelt). Traurig. Zumindest für den Gegner.

Die Turnierleitung war bis jetzt leider noch nicht so freundlich die Ergebnisse der 6. Runde online zu stellen; warum auch immer. Und mir die selber herzuleiten, dazu bin ich ehrlich gesagt zu faul (P.S. an Tony, der mir das vorhalten könnte: Ja, ja, ist auch ganz einfach; Das Geklicke ist mir trotzdem zu blöd). An meine Partie kann ich mich dann aber doch noch gerade so erinnern. Remis gegen Nicolai Cusnariov nach exotischer (aber nicht guter) Eröffnungsbehandlung seinerseits und einer darauf folgenden präzisen Verteidigung auch seinerseits.

Bevor ich jetzt versuche die 7. Runde irgendwie spektakulär einzuleiten – schließlich ist es ja die letzte; die hätte es eigentlich verdient – fange ich einfach mal an. Ich spielte mit Weiß gegen Martin Brüdigam. Schon bald erhielt ich eine hoffnungsvolle Stellung. Auf dem Weg dahin ließ ich allerdings ein noch hoffnungsvolleres Figurenopfer aus. Die Position, in der er mit Remis bot, erschien mir dann nicht mehr ganz so hoffnungsvoll und ich nahm an. Dennoch war sie objektiv immer noch hoffnungsvoll genug, um sie weiter zu spielen. Ich kann mich aber trösten den möglichen zweiten Platz aus der Hand gegeben zu haben, denn „objektiv“ ist besonders auf unserem Niveau (ich nehme an keiner der Top Ten der Welt wird diesen Bericht jemals lesen) ein böses Wörtchen. Weniger Hoffnung schien Peter Welz zu verkörpern. Nach einem zweifelhaften, oder etwas euphemistischer gesagt zweischneidigen, Qualitätsopfer von Tony, stellte er eine Figur ein. Es folgte die Aussage mit Schach aufhören zu wollen. Das haben allerdings schon ganz andere gesagt. Felix, der übrigens an jenem Tag Geburtstag hatte und für den sich die alljährliche Teilnahme schon allein wegen dem Geschenk von der Turnierleitung lohnt, erhielt aus der Eröffnung heraus eine Traumstellung. Ganz zum Gewinn reichte es dann aber doch nicht – objektiv wahrscheinlich schon, aber… Dominik sicherte sich durch ein solides Remis einen Ratingpreis. Ich hoffe ich irre mich nicht und es war wirklich solide. Diesmal fabrizierte Fabian die längste Partie mit Zita-Beteiligung. Sein Gegner quälte ihn im Endspiel – mit Erfolg und mit Hilfe einer Uhr, die einseitig zu schnell lief. Irgendwann waren 20 Minuten einfach verschollen und fehlten nachher im Endspiel.

Letztendlich war es für Zita ein durchaus erfolgreiches Turnier. Ich wurde Sechster, Dominik gewann den zweiten Ratingpreis U1800 (nur einen halben Buchholzpunkt hinter dem Ersten) und Felix einen Jugendpreis. Man beachte übrigens, dass die ersten fünf Jugendlichen im Turnier bereits einen anderen Preis erhielten und somit die gesamte Jugend sehr erfolgreich war. Weiterhin belegte Tony einen guten 19. Platz. Allein Fabi, der 62. wurde, dürfte nicht ganz zufrieden sein. Gesamtsieger wurde Ulf von Herman, Wiede Friedrich Zweiter und Jan Paul Cremer Dritter. Zuletzt ging die Presse noch den Aufgaben nach denen die Presse halt so nachgeht. Generell wird das Weihnachtsturnier alle Jahre wieder von einem für Schach relativ großem Interesse der Lokalzeitungen begleitet. In Berlin habe ich das zumindest noch nicht in solchem Ausmaß bei Turnieren vergleichbarer Größenordnung erlebt. Bis zum nächsten Jahr!

3 Kommentare

  1. Super Bericht!
    Macht Spaß zu lesen 🙂
    Zur Runde 6: Die war schon vor der Runde 7 online, du musst nur auf „aktualisieren“ (shortcut: F5) in deinem Browser klicken, dann hast du’s 😉
    Kurzfassung:
    Nicolai Cusnariov (2074 DWZ) – Marko remis
    Dominik – Helmut Scheide (1876 DWZ) 1-0
    Tobias Lenz (1843 DWZ) – Felix 1-0
    Fabi – Ralf-Dieter Scholz (1782 DWZ) 0-1
    meine Wenigkeit – Traian Calamar (1862 DWZ) 1-0

  2. Glückwunsch an Dominik zu seinem tollen Turnier. Dass er auf diesem Niveau spielen kann, habe ich schon länger gewusst. Zu unserer Partie: Das kommt davon, wenn man von der gewohnten Eröffnung abweicht. Ich spiele sonst gegen die Aljechin-Verteidigung eigentlich 2.Lc4 und bei 2…Sxe4 dann 3. Lxf7+ und die Figur bekommt man später auf e4 zurück. An diesem Vormittag wollte ich „was ruhiges“ sehen – und das war dann sehr einseitig.

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