Das ist so eine der verzweifelten Erlebnisse, wenn du deinen Kids vor einer Runde mit ausreichend langer Bedenkzeit (z.B. eine Stunde fünfzehn plus Inkrement von 30 Sekunden) eine Predigt hältst, dass sie langsam spielen sollen; und was geschieht? Kaum hast du „Bretter frei“ gesagt, brettern sie mit ihren Figuren los wie früher Michael Schumacher mit seinem Formel-Eins-Boliden und die Uhren knattern, als spielten Marko und Tony Bullet.
Aber am letzten Freitag habe ich den Stein der Weisen gefunden! Des Rätsels Lösung und das Ei des Kolumbus gleich mit. Und wie geht das? Wenn man nicht die Zeit darauf zu warten, bis die Kinder vernünftig werden? So geht das:
Bei der Kids-Meisterschaft spielen wir in diesem Jahr aufgrund des knappen Turnierplans mit 15 Min. + 10 Sekunden, und es gab folgende klare Ansage: Man darf nicht über 15 Minuten kommen! Wer nach dem zweiten Zug noch mehr als 15 Minuten auf der Uhr zu stehen hat, verliert wegen Zeitüberschreitung, diesmal Zeitüberschreitung nach oben hin.
Und es hat wunderbar geklappt. Es herrschte himmlische Ruhe, es wurde mit Bedacht gezogen, jede Tat musste zunächst mit mindestens zehn Sekunden verzögert werden, und nach wenigen Zügen spielten diese kleinen Racker wirklich langsam, auch ohne auf das Display der Uhr zu schauen … Und schon bald entfalteten sich komplexe Eröffnungsvarianten, blühende Kombinationen und traumhafte, geradezu studienartige Endspiele.
Es war so schön, und so ruhig.
Sehr gute Idee!
Und bei Bedarf muss man nur das Inkrement erhöhen.
Dass ich da nicht drauf gekommen bin. Ich kenne nur wenige Leute, die so geniale Einfälle haben…
Lass Dir das patentieren. Das ist genial!!!!
Sauber Hartmut, eine pädagogische Meisterleistung! 😀
Nun übertreibt mal nicht. Es war pure Verzweiflung. Meine eindringliche Rede – der Weltmeister braucht zweieinhalb Stunden für eine Partie und ihr glaubt, sie in zweieinhalb MINUTEN runterhacken zu können – war wie Schall und Rauch verflogen. Da half nur noch der pure Zwang.
Sehr gut. Werde ich mir merken.
Ich habe allerdings oft das umgekehrte Problem, dass unsere Schüler bei Beginn der Zeitnotphase nicht rechtzeitig auf schnelleres Spiel umschalten. Hast du dafür auch ein Rezept?
Hallo Thomas, das ist ein echtes Luxus-Problem. Meine Kids kommen gar nicht erst in Zeitnot, weil sie längst vorher verloren haben … 😉
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